Jahresrückblick 2020
Der Klimawandel wurde in 2020 erneut spürbar |
Das Jahr 2020 liegt hinter uns. Ein Jahr, welches in vielerlei Hinsicht besonders und außergewöhnlich war. In der Meteorologie war 2020 erwartungsgemäß ein weiteres Rekordjahr, das uns die Auswirkungen des Klimawandels vor Augen geführt hat. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat in Deutschland nach Auswertung seiner knapp 2.000 Wetterstationen im Flächenmittel eine Durchschnittstemperatur von 10,4 Grad ermittelt. Damit war 2020 hierzulande das zweitwärmste Jahr seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Nur 2018 lag mit 10,5 Grad knapp darüber, 2019 belegt mit 10,3 Grad den dritten Platz. Einen ausführlichen Bericht über das Jahr 2020 in Deutschland, lesen Sie hier.
DAS JAHR 2020 IN MARKNEUKIRCHEN Richten wir den Fokus nun auf das Wetterjahr 2020 an meiner Wetterstation Markneukirchen. Im Jahresmittel lag die Temperatur bei 8,6 Grad und damit 0,2 Grad hinter 2019. Im Vergleich zum Klimamittel der international gültigen Referenzperiode der Jahre 1961 bis 1990 war das Jahr 2,2 Grad zu warm. Zieht man die ab 2021 gültige Referenzperiode heran, welche die Jahre 1991 bis 2020 umfasst, ergibt sich noch immer eine positive Abweichung von 0,9 Grad. In 2020 setzte sich die Trockenheit der letzten beiden Jahre nahtlos fort. In der zweiten Jahreshälfte wurde es etwas nasser und die Trockenheit wurde zumindest lokal etwas gelindert. In der Summe fielen 716,2 Liter pro Quadratmeter, das waren knapp 97 Prozent des Klimamittels und etwa 18 Liter mehr als 2019. Insgesamt fiel an 169 von 366 Tagen Niederschlag, 47 davon waren Schneefalltage. Genau wie die Jahre davor, war auch die Sonne in 2020 wieder deutlich länger und häufiger zu sehen als üblich. Die Jahressonnenscheindauer lag bei 1.668,4 Stunden, das entspricht einem Plus von etwa 8 Prozent. 2019 wurden lediglich 6 Stunden weniger Sonnenschein registriert. An 300 Tagen schien die Sonne insgesamt. Die mittlere Tagessonnenscheindauer lag in 2020 bei 4,6 Stunden. DIE HIGHLIGHTS DES JAHRES 2020 Das Jahr begann mit einer ausgeprägten Hochdruckwetterlage, welche immer wieder recht milde Luftmassen zu uns führte. Am 20. Januar wurde mit Hoch "Ekart" ein Luftdruck von 1047,8 Hektopascal registriert. Der erste Allzeit-Rekord in meiner Aufzeichnung des neuen Jahres. Ende Januar wurden erstmals zweistellige Temperaturen gemessen. Der Winter mit Schnee und Kälte hatte im Januar absolut keine Chance. Dafür schien die Sonne zu Beginn des Jahres sehr ausgiebig. Ein weiterer Kälteeinbruch, ausgelöst durch Hoch "Nikolas" und Tief "Tanja" Mitte April, unterbrach die frühlingshafte Witterung und brachte neuerlich etwas Schneefall rund um die Ostertage. Ungeachtet dieser kurzen Einbrüche blieb der April mild, vor allem aber extrem trocken und sonnig. Der Monat war mit nur 10,6 Liter pro Quadratmeter der trockenste und mit 278,3 Sonnenstunden der sonnigste Monat des gesamten Jahres. Auch Anfang Juni blieb es noch recht frisch, ehe der Sommer aber richtig zum Zuge kam. Die Marke von 25 Grad, welche einen Sommertag in der Klimatologie kennzeichnet, wurde am 13. Juni erstmalig in 2020 überschritten. Schauer und Gewitter sorgten für teils kräftige Niederschläge. Zum Monatsende setzte sich stabileres und durchschnittliches Sommerwetter durch. Mit Beginn des letzten Sommermonats August, drehte der Sommer richtig auf. Eine heiße Wetterphase begann am 01. August als erstmals auch die 30-Grad-Marke überschritten wurde. Bis 21. August blieb es bei dieser Hitzewelle. An diesem Tag wurden 33,2 Grad gemessen, die höchste Temperatur des Jahres 2020. Zwischenzeitlich bildeten sich in der schwülen Luft kräftige Gewitter. So auch am 10. August, als ein Blitz nur etwa 100 Meter von der Wetterstation entfernt, einschlug und zahlreiche Schäden an Elektronikgeräten verursachte. Am 17. August bildete sich eine Konvergenz (zusammenströmende Luftmassen), an der mehrere Gewitter entstanden und dadurch den niederschlagreichsten Tag in 2020 zufolge hatte. 43,8 Liter pro Quadratmeter fielen binnen 24 Stunden. In der letzten Augustwoche gab es mit Sturmtief "Kirsten" einen ungewöhnlich starken Sturm für diese Jahreszeit. 70,8 Kilometer pro Stunde wurden am 26. August gemessen - eine Windgeschwindigkeit, die für belaubte Bäume eine große Gefahr bedeutet. An den beiden letzten Tagen im August geriet durch Tief "Marlis" sehr feuchte Luft von Osten her nach Sachsen. Die Folge waren starke Niederschläge, die letztlich eine Monatssumme von 149,3 Liter pro Quadratmeter zustande brachten. Das ist die höchste Monatssumme seit Messbeginn gewesen. Der bisherige Spitzenreiter war mit 142,9 Liter pro Quadratmeter der Mai 2013, auf den bekanntlich das Jahrhundert-Hochwasser folgte. Denn der war in 2020 alles andere als golden. Statt den ersehnten letzten warmer Sonnenstrahlen im bunten Herbstlaub, gab es im Oktober nur wenig Sonne, dazu war es auch nass. Schnee oder Sturm gab es nicht, es blieb noch frostfrei. Im Dezember blieb die Sonne oft hinter der dichten Wolkendecke. Mit 16,6 Stunden Sonnenschein war es der trübste Monat in 2020 und seit Messbeginn im Juni 2018. Nach anfänglichem winterlichen Intermezzo, kehrten bald milde Luftmassen zurück, die zwar kaum Niederschlag, dafür aber viel Wind mit sich führten. Erst in den letzten Tagen des Jahres wurde es sehr viel nasser. An Weihnachten kam mit einfließender Kaltluft auch ein Hauch des Winters. Am 25. Dezember lagen immerhin 7 Zentimeter Schnee, soviel wie Anfang Februar bereits. Dieser Schnee blieb bis zum Ende dieses unvergesslichen Jahres liegen. FAZIT 2020 hat uns erneut gezeigt, dass die Folgen des Klimawandels nicht mehr nur abstrakt in der Zukunft liegen. Die Folgen der Klimaerwärmung können wir erleben, sie sind sichtbar, spürbar und werden unser aller Leben in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mehr und mehr beeinträchtigen. DIE KLIMAREFERENZPERIODE Mit dem Jahr 2020 ging auch für die Betrachtung des Klimas eine lange Reihe zu Ende. Seit dem Jahr 1991 wurde als Klimamittel die Messreihe der Jahre 1961 bis 1990 herangezogen. Nun 30 Jahre später, ändert sich diese. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und sämtliche nationale Wetterdienste haben sich darauf geeinigt, dass die Klimareferenzperiode alle 30 Jahre angepasst wird und es keine überlappenden Zeiträume geben soll. Aus diesem Grund wird nun in 2021 ein neues Klimamittel gelten. Es umfasst die letzten 30 Jahre, also 1991 bis 2020 und gilt aller Voraussicht nach wieder 30 Jahre. Die Extremen der letzten Jahre sind nun quasi "Normalität" geworden. Es birgt ein wenig die Gefahr, dass die Erwärmung des Klimas nun nicht mehr so gravierend auffällt oder wahrgenommen wird, wenn wir über die Abweichungen gegenüber dem Klimamittel schreiben, reden oder berichten. DER KLIMAWANDEL IN DER REGION Die Jahresmitteltemperatur in den Jahren 1961 bis 1990 lag bei 6,4 Grad an der Wetterstation in Hof, das war die letzten 30 Jahre "normal". Nun liegt die Jahresmitteltemperatur in den Jahren 1991 bis 2020 schon bei 7,7 Grad und wird die nächsten 30 Jahre das neue "normal". Das Klima hat sich hier bei uns in den letzten drei Jahrzehnten um 1,3 Grad erwärmt. Erschreckend viel in erschreckend kurzer Zeit. Schwerwiegende Veränderungen beim Klima sehen wir in der Atmosphäre, bei Flora und Fauna, in den Meeren. Wenn wir den Mut haben zu handeln, können wir dagegen steuern. Aber wir sollten nicht länger warten. Autor: Florian Wunderlich am 03. Januar 2021 |
Das Jahr 2020 mit allen Zahlen und Grafiken finden Sie auch im Wetter-Archiv - Jahr 2020